Colombia

El Pais Verde

Nachdem wir in Cartagena endlich unseren Van in Empfang nehmen konnten - was ja einige Zeit dauerte und auch Nerven kostete - fuhren wir Tags darauf früh morgens los Richtung Medellín. Medellín war eine der wenigen Grossstädte, die wir in Kolumbien unbedingt besuchen wollten. Der Weg dorthin war sehr lang und führte uns über schlechte Strassen und durch ein äusserst bergiges Gebiet. Dass wir diesen Streckenabschnitt nicht an einem einzigen Tag durchfahren konnten, war bereits zu Beginn klar, dennoch wollten wir unbedingt herausfinden, wie weit wir in Kolumbien an einem Tag (bei Tageslicht!) fahren können, um so unsere in Bogotá erstellte Routenplanung zu verifizieren. Anstatt bei der geplanten Übernachtungsstätte Halt zu machen, sind wir dann doch noch weiter gefahren, obwohl es bereits weit nach fünf war und die Sonne langsam hinter den Baumkronen verschwand. Es kam wie es kommen musste. Die Strassen wurden merklich schlechter, der Verkehr dichter und die Landschaft äusserst bergig. Keine zwei Stunden später befanden wir uns im dichtestem Nebel, wo wir uns im Schneckentempo nur noch mit Hilfe der Leuchtstreifen am Rand orientieren konnten. Plötzlich tauchte vor uns ein stillstehender Lastwagenkonvoi auf, den wir, wie auch andere Fahrzeuge vor uns, zu überholen versuchten. Wenige Meter später war aber auch die linke Fahrspur blockiert und das selbe geschah von oben herab. Der Stau hatte sich sozusagen bei strömendem Regen und Nebel auf der bergigen und kurvigen Strasse ineinander verkeilt. Ein Weiterfahren war nicht mehr möglich und so mussten wir unseren Van in einem herausfordernden Wendemanöver zwischen die Lastwagenkolonne platzieren. Nach rund drei Stunden Wartezeit konnte die inzwischen herbeigerufene Polizei den Knoten lösen und wir fanden kurz vor zehn Uhr eine Unterkunft für die Nacht. Am nächsten Morgen erwartete uns eine wunderschöne Bergkulisse und eine kurvige Abfahrt nach Medellín. In der Grossstadt endlich angekommen, mussten wir zu allererst eine Werkstatt finden, die unser zerschlagenes Seitenfenster ersetzen konnte. Im dritten Anlauf fanden wir einen Glasspezialisten, der uns kurze Zeit später das Fenster ersetzen konnte. Naja, die Qualität war eher mässig dafür schnell und günstig. Alles kann man eben nicht haben. Von der Hafengesellschaft in Cartagena haben wir übrigends betreffend Vergütungen für den Fensterschaden nichts mehr gehört. War aber auch zu erwarten.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit dem typischen Sightseeing, obwohl sich das Wetter von seiner regnerischen Seite zeigte. Nach Medellin war Guatapé unser nächster geplanter Aufenthalt. Hier erwartete uns ein mit Inseln übersäter See, welcher an ein Labyrinth erinnert, und eine Nacht auf einem Parkplatz. Weil wir keinen geeigneten Übernachtungsplatz am See fanden, fuhren wir am nächsten Tag bereits weiter Richtung Jardin. Der Weg dahin führte uns nochmals durch das Verkehrschaos von Medellín und einige Stunden durch die Berge Kolumbiens, bis wir schliesslich an diesem idyllischen Ort ankamen. Bei einem kleinen Restaurant durften wir unsere "Zelte" aufschlagen und die kolumbianische Gastfreundschaft geniessen. Jardin war nach Bogota, Cartagena und Medellín eine sehr willkommene Abwechslung. Äusserst überschaubar aber dennoch nicht langweilig. Wären die Wettervorhersagen nur etwas besser gewesen, so wären wir bestimmt noch einige Tage länger geblieben.

Salento war ein Highlight in vielerlei Hinsicht. Nach langer Zeit konnten wir wieder einmal auf einem richtigen Campingplatz übernachten und lernten andere Overlander kennen. Kaum eingerichtet, steuerte auch schon Craig aus British Columbia auf uns zu. Auch er fährt einen Westy und das seit bereits 2.5 Jahren zusammen mit seiner Freundin Alex. Er war es dann auch, der uns mit einigen Van Problemen weiterhelfen konnte. Denn wie sich herausstellte, verloren wir seit längerer Zeit Bremsflüssigkeit. Deshalb war auch unsere Fussmatte die ganze Zeit "nass". Bereits in Guatemala hatten wir einen Mechaniker darauf hingewiesen. Dort schien dies aber kein grösseres Problem zu sein. Ohne die Expertise von Craig hätten unsere Bremsen wohl in den nächsten Tagen aufgehört zu funktionieren. Was für ein glücklicher Zufall!
Aber auch die Umgebung mit dem nahegelegenen Valley de Cocora war atemberaubend. Anders als geplant, besuchten wir das Valle de Cocora nicht wie alle anderen Touristen zu Fuss, sondern fuhren mit unserem Van etwas ausserhalb den Bergstrassen entlang und entkamen so den unzähligen Touristen, die täglich in den Park strömen. Die "Strasse" war zwar in eher schlechtem Zustand und mit dem aufkommenden Gewitter eine ziemliche Herausforderung aber ermöglichte eine durchaus spektakulär Aussicht auf das Valle de Cocora.
Unseren letzten Abend verbrachten wir einem typisch kolumbianischen Spiel: dem Toche. Dieses Spiel ähnelt dem italienischen Boccia, nur befindet sich die kleine "Kugel" immer am selben Ort und ist mit kleinen Päckchen, gefüllt mit Schwarzpulver, umgeben. Ein durchaus explosives Spiel. Kurz vor Schluss gab es in der Spielhalle eine Polizeikontrolle. Völlig überraschend waren die Polizeibeamten jedoch sehr freundlich und sogar bereit ein, zwei Spielzüge mitzuspielen. Sehr schnell stellte sich heraus, dass sie dieses Spiel um einiges besser beherrschen als wir. Völlig unerwartet fuhr uns die lokale Polizei dann auch noch mit Blaulicht zurück zu unserem Campingplatz, da es inzwischen in Strömen regnete.

Cali war die letzte Grossstadt, die wir auf unserer Reise durch Kolumbien besuchten. Nicht unbedingt freiwillig, wohlverstanden. Aber wir mussten dringend unseren Van in die Garage bringen und das Problem mit der auslaufenden Bremsflüssigkeit lösen. Denn gerade in der sehr bergigen Landschaft will man auf jeden Fall funktionstüchtige Bremsen haben. Dank iOverland fanden wir einen VW Spezialisten, der mit viel Engagement und Improvisation unseren Van wieder auf Vordermann brachte.

Tags darauf ging es weiter Richtung Grenze. Die Fahrt dauerte viel länger als gedacht. Über 12 Stunden fuhren wir der Panamericana Norte entlang bis wir schliesslich kurz vor der Grenze in einem kleinen Bergdorf ankamen und dort einige Stunden ausruhten. Um 5 Uhr morgens machten wir uns auf um zu den Ersten zu gehören, welche die Grenze nach Ecuador passieren wollen. Denn zur Zeit flüchten sehr viele junge Menschen aus Venezuela und suchen sich - vor allem in Peru - Arbeit. Dies führt dazu, dass die Grenzen völlig überlastet sind und Wartezeiten um die 10 Stunden keine Seltenheit darstellen. Wir wollten dem möglichst entgehen und es gelang uns ganz gut. Nach rund 2 Stunden waren wir mit allen nötigen Papieren bereits auf den Strassen Ecuadors unterwegs.